Einfach, klar, und ein bisschen nostalgisch: Erklärvideos mit Cut-Out-Animation

Kennen und nutzen Sie Dropbox? Dann sind Sie einer von – laut Unternehmensangabe – mehr als 700 Millionen registrierten Benutzern. Ein Erklärvideo im Cut Out Stil hatte im Jahr 2009 einen bedeutenden Anteil am rasanten Wachstum des noch jungen Unternehmens. Über zwei Minuten dauerte der Film, für heutige Maßstäbe zu lang, und dennoch wurde er täglich rund 30.000-mal angeklickt. Mehr als zehn Jahre später hat die Technik Cut Out Video im Erklärfilm nichts von seiner Bedeutung und seinem Reiz verloren. Etablierte Unternehmen und Start-ups bedienen sich der bewährten Methodik.

Cut out oder Legetechnik

In der deutschen Sprache wird die Cut Out Animation meist als Legetechnik bezeichnet – eine nicht wörtliche, aber doch sachgerechte Bezeichnung. Basis der Animation sind Grafiken, die in der Regel wegen der besseren Stabilität auf Karton geklebt und dann ausgeschnitten („cut out“) werden. Der eigentliche Clou ist aber, dass die Grafiken im Verlauf des Videos von einer echten Hand in das Bild gelegt oder geschoben werden – daher der deutsche Name Lege- oder Schiebetechnik. Die vorbereiteten Grafiken werden meist auf einem weißen oder zumindest einfarbigen Hintergrund platziert. Deshalb spricht man auch von Whiteboard Videos.

Die dritte Dimension

Falls das Thema des Videos für eine einfache Cut Out Animation zu wenig hergibt oder die beabsichtigte Story damit allein nicht erzählt werden kann, ist eine Kombination mit weiteren Animationstechniken sinnvoll. So lässt sich zum Beispiel die Legetechnik mit einem modernen Hintergrund im Comic-Stil aufwerten. Oder es werden, wo zur Erklärung nötig, Screen Captures aufgezeichnet und eingebaut. 3D Video und Cut Out klingt zunächst wie ein Widerspruch, lässt sich aber hervorragend realisieren. So können mehrere Lagen Karton in unterschiedlichen Grüntönen und mit Schattenwurf an den Rändern eine Wiese in räumlicher Tiefe zeigen. Durch unterschiedliche Größe der darin platzierten Elemente wird der Eindruck von Vordergrund und Hintergrund verstärkt.

Produktionskosten im mittleren Bereich

Erklärvideos mit Cut Out Animationen wirken vor allem durch den Kontrast zwischen dem modernen digitalen Medium und der scheinbar altmodischen Weise, mit der die Objekte ins Bild gebracht werden. Das bedeutet aber keineswegs, dass Cut Out Videos eine Billigproduktion sind. Alle benötigten Grafiken werden zuvor sorgfältig gezeichnet, gedruckt und ausgeschnitten. Dabei kommt es zum Beispiel auch auf passende Strichstärken und Farben an, um Unschärfen zu vermeiden. Damit das Video wegen der statischen Elemente nicht zu langweilig wird, müssen die Elemente häufig wechseln. Die Kamera wird fest über der Aufnahmefläche montiert, die Beleuchtung so eingerichtet, dass die Hand keine unerwünschten Schatten wirft. Storyboard und Regieanweisungen müssen sehr exakt sein, denn der Dreh erfolgt üblicherweise live und in einem Durchgang – ein späteres Eingreifen in der Postproduktion ist aufwendig und kann zu wahrnehmbaren Schnitten bzw. Fehlern im Ablauf führen. Es macht Sinn, für den Dreh ein erfahrenes Hand-Model zu engagieren, nicht nur der zum Video passenden Hände wegen, sondern auch, um die Fehlerquote beim Legen der Objekte zu minimieren. Natürlich lässt sich das Legen bzw. Schieben auch digital erreichen, aber damit geht der Retro-Charme des Cut Out Videos verloren.

Foto von Polina Kovaleva / Pexels.com

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